Agil arbeiten oder scheitern? Was ich aus 15 Jahren Unternehmensberatung gelernt habe

In meiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmensberaterin im IT-Projektmanagement habe ich viele unterschiedliche Arbeitsweisen erlebt – von klassisch-hierarchischen Strukturen bis hin zu selbstorganisierten Teams. Was sich dabei immer wieder gezeigt hat: In einer Welt, die sich ständig verändert, ist Flexibilität der wichtigste Erfolgsfaktor.

Agilität ist keine Methode – sondern eine Haltung

Agiles Arbeiten ist für mich kein Buzzword, sondern eine Grundhaltung. Eine Denkweise, die Unternehmen befähigt, auf Veränderungen schnell zu reagieren, Innovationen zügig umzusetzen und Kund:innen konsequent in den Mittelpunkt zu stellen.

Ein Beispiel, das ich in Workshops oft nenne: Spotify. Mit agilen Strukturen konnten sie ihre Produktentwicklung massiv beschleunigen und auf Marktveränderungen flexibel reagieren – für mich ein echtes Paradebeispiel für funktionierende Agilität.

Die Grundlagen: Agilität beginnt im Mindset

Das Agile Manifesto von 2001 ist für mich nach wie vor ein wertvoller Orientierungspunkt – nicht als Dogma, sondern als Wertekompass. Es geht um Zusammenarbeit vor Prozessen, um Kundennähe vor Bürokratie, und vor allem: um die Bereitschaft, kontinuierlich zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Wenn ich mit Teams arbeite, sage ich oft: Agilität heißt, kleine, funktionierende Ergebnisse zu liefern, Feedback zu integrieren und sich Schritt für Schritt anzupassen – nicht nur auf Produktebene, sondern auch in der Zusammenarbeit.

Agil vs. klassisch – und warum beides seinen Platz hat

Ich habe viele Organisationen gesehen, die sich zwischen klassischem Projektmanagement und agilen Ansätzen bewegen. Klassische Modelle mit langen Planungsphasen können sinnvoll sein – etwa in regulierten Branchen oder bei klar definierten Anforderungen.

Agile Ansätze zeigen dagegen ihre Stärke bei komplexen, dynamischen Herausforderungen, wenn Ziel und Weg zu Beginn noch unklar sind. Wichtig ist für mich: nicht dogmatisch agieren, sondern kontextsensibel entscheiden.

Agil ist nicht gleich agil

Leider sehe ich oft, dass Organisationen zwar „agil arbeiten“, die zugrunde liegenden Prinzipien aber nicht leben. Es gibt Dailys, Retros und Boards – aber keine echte Transparenz oder Lernkultur. Ich nenne das gerne „Fake Agilität“ – ein Cargo Cult der Methoden ohne Substanz.

“Agilität braucht Haltung, nicht nur Rituale.”

Meine bevorzugten Frameworks

Ich arbeite seit Jahren mit unterschiedlichen agilen Frameworks – je nach Kontext:

  • Scrum: Besonders bewährt in Softwareprojekten – klare Rollen, feste Rhythmen, kontinuierliche Verbesserung.

  • Kanban: Ideal für Support- und Betriebsteams, die Transparenz und einen stabilen Flow brauchen.

  • SAFe: Wenn agile Prinzipien auf größere Organisationseinheiten skaliert werden müssen.

Wichtig ist mir immer: Frameworks sind Werkzeuge, keine Vorschriften. Ich kombiniere, adaptiere und passe an – denn Agilität muss selbst agil sein.

Was Agilität wirklich bewirken kann – meine Top 5 Benefits

  1. Schnellere Reaktion auf Veränderungen
    Teams können flexibel auf neue Marktbedingungen und Kundenbedürfnisse reagieren.

  2. Höhere Kundenzufriedenheit
    Durch iterative Entwicklung und regelmäßiges Feedback entsteht, was wirklich gebraucht wird.

  3. Mehr Motivation und Eigenverantwortung
    Mitarbeitende gestalten aktiv mit – das steigert Sinn und Engagement.

  4. Frühzeitige Fehlererkennung
    Probleme werden nicht erst am Ende sichtbar, sondern frühzeitig erkannt und gelöst.

  5. Kontinuierliches Lernen und Innovation
    Lernzyklen und Experimente fördern nachhaltige Weiterentwicklung.

Agile Führung – weniger Ansagen, mehr Vertrauen

Eine der spannendsten Entwicklungen, die ich erlebe, ist der Wandel in der Führungskultur. Agile Führung heißt für mich: Weg vom klassischen „Chef“, hin zum Coach, Sparringspartner und Enabler. Ich habe gelernt, Verantwortung zu teilen, Vertrauen zu geben – und wurde dafür belohnt mit mehr Initiative, besserer Teamdynamik und besseren Ergebnissen.

Ich orientiere mich dabei gern an Douglas McGregors Y-Theorie: Menschen wollen Verantwortung übernehmen, wenn sie die richtigen Rahmenbedingungen bekommen.

Fazit: Agilität als echter Kulturwandel

Agilität ist kein Allheilmittel – aber ein kraftvolles Werkzeug, wenn es richtig verstanden und angewendet wird. Sie verändert nicht nur Prozesse, sondern die Art, wie wir zusammenarbeiten.

Unternehmen, die wirklich agil arbeiten, werden anpassungsfähiger, kundenorientierter und widerstandsfähiger – gerade in unsicheren Zeiten. Ich begleite Organisationen gerne auf diesem Weg. Aus Überzeugung. Und aus eigener Erfahrung.

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